Burg / Castelgrande Bellinzona

Die grosse Burg von Bellinzona gehört zu den bedeutendsten Zeugen der mittelalterlichen Befestigungsbaukunst im Alpenraum. Die Burg und ehemalige Wehranlage ist direkt von der Stadt Bellinzona aus zugänglich. Der imposante Komplex ist entstanden aus einen spätantiken Kern auf dem Felshügel des Castelgrande. Die Burg in ihrer heutigen Gestalt der Talsperre beruht vor allem auf der umfangreichen Bautätigkeit der Herzöge von Mailand im 15. Jahrhundert.

Damals ist eine mächtige, das ganze Tal abschliessende Festung entstanden, die dem kriegerischen Vordringen der Eidgenossen Einhalt gebieten sollte. Mit ihren Mauern, Türmen, Zinnen und Toren löst diese imposante Befestigungsanlage, die in der Unesco Liste des Weltkulturerbes im Jahr 2000 aufgenommen wurde, versetzen die Betrachter auch heute noch ins Staunen. Zu den drei Burgen von Bellinzona gehört auch >> Sasso Corbaro.

Geschichtliche Hintergründe

Heute kann das Castelgrande in Bellinzona am einfachsten mit dem Fahrstuhl erreicht werden, der vom Fuss des Burgfelsens direkt ins Innere des Burgareals führt. Im Spätmittelalter erfolgte der Zugang von der Südseite her, wo zunächst auf halber Höhe des Hügels ein Tor in der Stadtmauer zu durchqueren war. Nach ca. 100 m gelangte man in die südlich der Ringmauer vorgelagerten, mit Zinnen bewehrten Zwinger und stand schliesslich vor dem Haupttor im Südostabschnitt der Ringmauer. Durch steile Gässchen kann man von der Altstadt aus auch heute noch zu diesem Tor hochsteigen. Über dem rundbogigen Eingang hat sich ein kleiner Maschikuli-Erker erhalten.

Das Innere des Castelgrande wird, wie schon erwähnt, seit dem 15. Jahrhundert durch radial auseinanderlaufende Mauerzüge in drei grosse Höfe eingeteilt. Sie beginnen bei der Torre Nera, einem Viereckturm, der sich ungefähr im Mittelpunkt des Burgareals erhebt. Dendrochronologisch ist seine Errichtung ins frühe 14. Jahrhundert datiert, eine Aufstockung dürfte im 15. Jahrhundert er folgt sein. Weiter östlich erhebt sich der Gebäudekomplex des Ridotto, in dessen Zentrum die Torre Bianca, das höchste Bauwerk des Castelgrande, aufragt. Der schlanke, quadratische Turm stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. Das ihn umgebende Mauergeviert des Ridotto ist mit dem im 12. Jahrhundert urkundich bezeugten Palazzo des Bischofs von Come zu identifizieren und dürfte noch Bausubstanz aus dem 10./11. Jahrhundert enthalten.

Über die in seinem Innern freigelegten Mauerreste liegt leider keine archäologische Dokumentation vor. Die südliche Peripherie der Burg wird durch einen länglichen, inwendig an die Ringmauer angelehnten Baukomplex, den sog. Südtrakt, begrenzt. Er ist mehrphasig im Verlaufe des 13. bis 15. Jahrhunderts auf den Fundamenten älterer Bauten entstanden. Auch die Ringmauer verrät in diesem Abschnitt verschiedene Bauetappen. Zu erkennen sind noch zwei Reihen von Schwalbenschwanzzinnen aus dem 13. bzw. 15. Jahrhundert. Beim westlich angrenzenden, nach Norden abgewinkelten Trakt handelt es sich um einen modern umgestalteten Zeughausbau aus dem 19. Jahrhundert. Bei der archäologischen Untersuchung des südlichen Hofes sind ausser prähistorischen Siedlungsspuren, römischen Fundschichten und einem mittelalterlichen Schachtbrunnen auch Plattengräber aus hochmittelalterlicher Zeit zum Vorschein gekommen, die zum Friedhof der verschollenen Pfarrkirche S. Pietro gehört hatten. Eine kleine, zwischen der Torre Nera und der Torre Bianca gelegene, in Fundamentresten erhaltene Kapelle war dem heiligen Michael geweiht. (Quelle: Bellinzona Turismo)