Kraftplatz lombardischer Romanik

Nachdem man die deutschsprachige Schweiz verlassen hat und den Gotthard über- oder durchquert hat, spürt man gleich das südliche Flair der Schweizer Sonnenstube: des Tessins. Auf der Fahrt Richtung Bellinzona ragen bei Giornico 3 Kirchen in den Tessiner Himmel der Leventina (Santa Maria del Castello, San Michele und San Nicolao). Eine davon, mit einem ganz besonderem Charisma: San Nicola oder San Nicolao. Übereinstimmend wird diese Kirche als bedeutendes Denkmal lombardisch-romanischer Architektur im Tessin bezeichnet. Es ist neben San Vittore in Locarno-Muralto die einzige romanische Basilika mit karolingischer Krypta, die uns erhalten geblieben ist.

Die frühere Benediktinerkirche San Nicola steht heute mitten in einem Rebberg bei Giorinico. Sie wurde im 12. Jahrhundert (1168) aus Granitstein der Umgebung erbaut und gilt als älteste romanische Kirche der Leventina. Die Kirche ist Nikolaus von Myra geweiht. In der Krypta konzentriert sich Kraft und Austrahlung dieses besonderen Ortes.

Die Begehung des Kraftortes lässt sich wunderbar in eine Wanderung in der Leventina eingliedern.

Steinfiguren bewachen die Eingänge

Die beiden Portale an West- und Südseite von San Nicolao sind mit Fabelfiguren besetzt, die wie die zwei Löwen links und rechts des Hauptportals den Raum vor bösen Geistern schützen sollten, ähnlich wie es aus dem Feng Shui bekannt ist. Unter dem Chor liegt die zum Kirchenschiff hin geöffnete Hallenkrypta. Auch die Kapitelle der Säulen innerhalb der Kirche tragen Tiergestalten, pflanzliche oder geometrische Figuren. Das sechseckige Taufbecken stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und ist mit Tiergestalten und Ornamenten verziert.

Hinweis: Das Becken stand jedoch zuerst nebenan in der Pfarrkirche San Michele, diente später im Dorf als Brunnen und Blumenschale, bis es in die Kirche San Nicola gebracht wurde.